Freitag, 08. April 2016, 21.00 // Doku-Film: „Wie verfilmt man einen Präsidenten?“ von Klaus Dörries / Eintritt frei

Ein Dokumetarfilm über einen Tag mit dem polnischen Präsidenten und General Wojciech Jaruzelski, der in Polen für das Kriegsrecht zu Solidarność-Umbruchzeiten verantwortlich war. Doch das ist komplizierter als es scheint:
Ohne Lügen kann keine politische Macht überleben. Das wusste bereits Hans Christian Andersen, als er „Des Kaisers neue Kleider“ schrieb. Das war auch den Höflingen des Kaisers klar, die seine  Kleider begeistert lobten, obwohl sie sie nicht sehen konnten. Selbst das einfache Volk erlag dem Charme der unsichtbaren Kleider.
Nur ein frecher Bub wagte es, auszusprechen, was er wirklich sah. So entfesselte er eine verhängnisvolle Staatskrise, die dem Staatsoberhaupt und seinen Höflingen gefährlich war.
Ähnliches spielte sich 1990 in Polen ab. Der allgemein bekannte Präsident Jaruzelski musste sein Image aufputzen lassen, denn das alte war nicht mehr zeitgemäß. Der Einfall kam von den Höflingen. Nach dem politischen Durcheinander des Jahres  1989 brauchte der General einen zivilen Anzug.
Filmstudenten aus West Berlin kamen ihnen gerade recht. Der Präsident  stellte sich für einen Tag ihnen in seinen neuen Kleidern zur Verfügung. So entstand der preisgekrönter und hochgelobte (Richard Leacock) Dokumentarfilm „Wie filmt man einen Präsidenten“. Unter dem Wörtchen „man“ sind selbstverständlich die Höflinge zu verstehen, deren Engagement während der Dreharbeiten nicht zu übersehen war.
„Mit insgesamt drei Kameras haben wir den „Arbeitstag“ des Präsidenten aus unterschiedlichen Perspektiven verfolgt und dokumentiert. Der Film ist weniger ein Portrait von Jaruzelski und seiner politischen Vergangenheit, als vielmehr ein Einblick in die Strukturen und Rituale des Apparats, in diesem Fall die Staatskanzlei eines Präsidenten.“ (Klaus Dörries)
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