7,5 Milliarden Menschen gibt es auf der Welt. „Kennt auch dich und hat dich lieb“, so glauben die Christen es von Gott, und gemeint ist jeder einzelne Mensch. Bloß: Wie soll das gehen? Und gehört dann nicht auch dazu, dass Gott seine Liebe zeigen können muss – und somit handelt in der Welt? Davon spricht die Bibel ganz selbstverständlich. Aber wir tun uns heute schwer mit dieser Vorstellung. Zu viele Einwände sprechen dagegen: Die vielen Male, an denen sein Eingreifen wirklich nötig gewesen wäre – und nicht da war. Und unser Verständnis von Freiheit und Selbstbestimmung. Aber: Wenn er das damals getan hat, dann muss es doch auch heute möglich sein?
Diese Fragen sind nicht neu. Die Theologin Prof. Christine Büchner nimmt uns in diesem Tauchgang mit ins Mittelalter und in dessen Mystik, die gar nicht dunkel, auch nicht mysteriös ist, sondern durch aus erhellend – für jedermann und jedefrau, sofern er/sie diese Fragen nicht verdrängen und sich auch nicht mit vorläufigen Antworten zufrieden geben will. Die Mystikerin Mechthild von Magdeburg (ca. 1207-1282) meinte etwa, dass man von Gott durchaus verlangen könne, dass er sichtbar werde. Oder Meister Eckhart (1260-1328): Er ist der Auffassung, dass es eines unserer Hauptprobleme sei, dass wir quasi selbstverständlich davon ausgingen, dass Gott uns fern ist. Und so setzt er eigentlich sein ganzes Leben daran, andere davon zu überzeugen, dass Gott da sein könnte, wenn wir das nur zuließen.
Dr. Christine Büchner ist Professorin für katholische Theologie an der Universität Hamburg. Sie studierte Katholische Theologie, Deutsch und Latein und arbeitete auch als Lehrerin. Ihre Doktorarbeit über Meister Eckart wurde mit dem Karl-Rahner-Preis und dem John-Templeton-Award ausgezeichnet. Gemeinsam mit ihrem Mann Andreas Maier schrieb sie außerdem Bullau. Versuch über Natur.