„Es war ihm unmöglich, die Wörter nicht in dem Besitz ihrer Bedeutungen zu stören.“ Georg Christoph Lichtenberg, Sudelbücher, Heft C
Ein Freund in Frankfurt sagte ihm vor einigen Jahren: „Der heiße Kern der Religion ist die Einsamkeit.“ Diesen Satz seines Frankfurter Freundes hat der Jesuit Hermann Breulmann nicht mehr vergessen. Er durchzieht sein geistliches und persönliches Leben. Oft hat Einsamkeit einen negativen Klang. Aber eine Schlüsselerfahrung Jesu in den Evangelien lautet: Er zog sich zurück in die Einsamkeit, um zu beten.
Was wäre, wenn die Einsamkeit auch eine Erfahrung ist, zum Einen geneigt und zentriert zu sein? Könnte einsam sein nicht auch heißen, sich als „eins“ zu erleben, wohltuend nicht kommunikativ in alles und mit allen aufzugehen? Ist Gott einsam? War Jesus einsam? Darum, aber auch um die Einsamkeit des Menschen und der Welt soll es beim letzten Tauchgang gehen. Die Einsamkeit hat mindestens zwei Gesichter, wie alles Bedeutende im Leben. Die erfüllte Einsamkeit und die Erkenntnis eines Sprichwortes: Allein ist es nicht einmal im Himmel schön.
Dr. Hermann Breulmann ist Jesuitenpater und derzeit Leiter des Berlin-Büros des Cusanuswerks sowie Hochschulseelsorger an der Katholischen Hochschule für Sozialwesen Berlin. Er promovierte in Religionsphilosophie und war tätig als Hochschulpfarrer in Hamburg, als geistlicher Rektor des Cusanuswerks und Direktor des Canisius-Kolleg und der jesuitischen Hochschule für Philosophie in München.